Arbeitskreis Frieden und Abrüstung
Bekannter ist der Verein in Offenbach unter dem Namen „Friedenskreis“, wohl vor allem der Einfachheit halber, vielleicht aber auch, weil durch den Wegfall der „Abrüstung“ die politische Konfrontation, wie sie in den Anfangsjahren des Bestehens an der Tagesordnung war, entschärft wurde. Gegründet im Jahr 1982, als e.V. seit November 1983 eingetragen, hat sich der Friedensarbeitskreis zu einer festen Größe im Dorfleben etabliert. Die Anfänge Der Beginn der 80er Jahre war gekennzeichnet durch eine neuerliche Eskalation des Ost-West-Konflikts, der in einem unvergleichlichen Wettrüsten mündete und mit der Stationierung von atomaren Mittelstreckenwaffen seinen Höhepunkt finden sollte. Überall in Europa erwachte die Friedensbewegung, um sich gegen diesen Wahnsinn Gehör zu verschaffen und zu versuchen, die drohende Katastrophe, nämlich einen Atomkrieg (sei es aus politisch-militärischem Kalkül oder auch nur aus technischem oder menschlichem Versagen) abzuwenden.
Vor diesem Hintergrund fanden sich in Offenbach Gleichgesinnte, scharten sich um das Pfarrerehepaar van Benthum-Eberle, gestalteten gemeinsam Gottesdienste und Mahnwachen, um so in einem damals eher konservativ ausgerichteten Dorf die Stimme gegen den Rüstungswettlauf und für Frieden und Abrüstung zu erheben. Diese Aktionen trafen daher nicht überall auf Zustimmung, wurden von wenigen sogar angefeindet, fanden jedoch nicht nur heimliche Resonanz, stammten die Mitglieder des Arbeitskreises doch aus der Mitte des Dorfes, waren in Vereinen und Parteien aktiv und konnten so nicht als Chaoten abgestempelt werden. Zudem zögerte der AK nicht sich auch offen im Dorf zu zeigen: Die Teilnahme an den Fußballdorfmeisterschaften ist Tradition und besonders auch dort gewann der Arbeitskreis Respekt und Anerkennung. Aber auch sonst brachte sich der Friedenskreis auch schon damals ins Dorfleben ein: Zur 1200-Jahrfeier der Gemeinde entwarf man den Aufkleber „Offenbach atomwaffenfrei“, der für großes Aufsehen in der Gemeinde sorgte und einen lokalpolitischen „Sturm im Wasserglas“ entfachte. Die Zahl der Friedenskreisler wuchs in den 80iger Jahren stetig an und nahm auch nach 1989 nach dem erhofften Ende der Ost-West-Konfrontation weiter kontinuierlich zu. Es ist festzuhalten, dass der Arbeitskreis Frieden und Abrüstung Offenbach in Deutschland seinesgleichen sucht – Friedensinitiativen gab es viele; diese waren jedoch meist überregional organisiert, und es gibt wohl kein Beispiel, dass eine solche Initiative als Dorfverein derart im Leben einer Gemeinde sich verwurzeln konnte und mit langem Atem sein Ziele weiter verfolgt hat, bis zum heutigen Tag. Immer wieder wurde durch Aktionen, Flugblätter, Mahnwachen und viele persönliche Gespräche auf Gefahren durch Rüstung, auf soziale Nöte und Konfliktsituationen aufmerksam gemacht; der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung kann als beispielhaft gelten, auch in dem Sinne, dass der Blickwinkel nicht nur auf das Wettrüsten eingeengt war, sondern sich in einer erweiterten Perspektive aus dem christlichen Glauben heraus vollzog, nämlich durch den biblischen Auftrag, die Schöpfung zu bewahren und sich für den Frieden und die soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Und heute? Noch immer besteht der Arbeitskreis und setzt sich erfolgreich für die Ziele von damals ein. Der Schwerpunkt liegt freilich nicht mehr auf dem Einsatz gegen das Wettrüsten, sondern auf dem Einsatz für eine gerechtere Welt. In den 90er Jahren unterstützte man Initiativen gegen den aufkommenden Rassismus in unserer Gesellschaft, und schon seit 20 Jahren veranstaltet der Arbeitskreis jährlich ein Benefizkonzert, dessen Erlöse in vollem Umfang Projekten zugute kommen, die den Vereinszielen entsprechen. So waren gerade die jüngsten Konzerte mit der Pink Floyd-Coverband „Echoes“ grandiose Erfolge, und es konnten jeweils höhere vierstellige Beträge an eine Schule auf Madagaskar gespendet werden. Erstaunlich und beeindruckend ist die Gesamtsumme der über die Jahre weitergegebenen Spenden: sie beträgt immerhin über 45 000 €. Die nach wie vor steigende Mitgliederzahl (derzeit 52), das engagierte Eintreten für Gerechtigkeit und Frieden und ein Sinn für das Realistische haben den Verein bis heute bestehen lassen und ihn zu einem nicht wegzudenkenden Teil Offenbachs gemacht. Schließlich sind Frieden und Gerechtigkeit Ziele, für die einzutreten es jeden Tag mehr Gründe gibt, in einer globalisierten Welt, in der sich alles dem Primat der Ökonomie unterordnen muss und für viele Menschen der Gürtel immer enger geschnallt wird, ganz zu schweigen von den noch immer 800 Millionen Menschen, die Hunger und Elend leiden. Auch gilt es für die Zukunft zu beobachten, ob die rabiate US –Politik der Bush-Zeit fortgesetzt und zu neuen Konfrontationen führen wird, in die unser Land hinein gezogen werden kann.
Ralf Gauweiler, Schriftführer